Donnerstag, 17. November 2011

Galgenhumor

Da die Beiträge hier auf dem blog bisher alle auf irgendeine Weise ernst waren, hier nun eine kleine lustige Anekdote aus dem Institut. Obwohl sie in gewisser Weise auch den politischen Umständen geschuldet ist und damit einen bittersüßen Beigeschmack hat.

Diese Woche kam ich in den Genuss, an einer Mitarbeiterversammlung teilnehmen zu dürfen. Niemand hatte uns vorher Bescheid gesagt und so kamen wir (die andere Praktikantin und ich) vollkommen unwissend und natürlich viel zu spät, noch mit der Teetasse vom Essen in der Hand, direkt aus der Kantine in den Versammlungsraum gestolpert, wo schon alle saßen und uns mit nahezu tosendem Beifall empfingen. Zum Glück mussten wir uns nicht weiter vorstellen, es wurde kurz erwähnt wer wir seien und was wir machen, d.h. aus welcher Abteilung wir kommen und damit wars auch schon getan.

Die restlichen Themen, die angesprochen wurden, betrafen mich – bis auf die Weihnachtsfeier, die ich vermutlich versuchen werde zu umgehen – nicht wirklich und so bekamen wir zwar einen kleinen Einblick in den Aufbau und die unterschiedlichen Belange des großen Instituts, saßen aber eigentlich eher die Zeit ab. Lustig wurde es allerdings, als es um das anstehende „Deutschlandjahr in Russland“ ging. Ein kulturelles Großprojekt, das sich in Form von verschiedenen Veranstaltungen ab kommenden Sommer ein Jahr lang durch die Kulturkalender der verschiedensten Städte Russlands ziehen wird.

Wie es sich für eine solche, großangelegte Veranstaltung gehört, muss sie natürlich auch in einem entsprechenden Rahmen eröffnet werden. Dazu gehört natürlich der Leiter, der organisierenden Einrichtung und für den Hochglanzanstrich sorgt dann im besten Fall die Anwesenheit einer Persönlichkeit aus höheren, politischen Kreisen. Im Idealfall vielleicht sogar DER führenden Persönlichkeit, um nicht zu sagen: des Präsidenten!

Nun gibt es aber das Problem, dass im nächsten Jahr in Russland Präsidentschaftswahlen anstehen. Auf die Frage hin, wann denn die große Eröffnung des noch viel größeren Deutschlandjahres sein solle und in welchem Rahmen sie stattfinden werde, erwiderte der Institutsleiter, dass man das rein organisatorisch noch nicht genau absehen könne.

Erstens wäre bis dahin ja noch genug Zeit. Uns zweitens, würde zur Eröffnung ja auch das Staatsoberhaupt eingeladen werden. Dieses würde ja aber im kommenden Jahr neu gewählt werden… Man könne ja also noch nicht genau wissen … - und in diesem Moment stockte er im Reden und der gesamte Saal fing an zu lachen. ‚Nun gut, also „theoretisch“ können wir ja noch nicht wissen, wer im kommenden Jahr zum Präsidenten gewählt wird, deswegen können auch noch keine offizielle Einladung, etc. … geschrieben werden. Was wir alle selbst dazu denken ist natürlich eine andere Sache…’ Das Lachen im Raum unter allen Versammelten hielt noch ein paar Minuten an, bevor sich alle gesammelt hatten und der ernste Teil der Besprechung weitergehen konnte.

Eigentlich ist es traurig, wenn man so, wie in diesem Fall, schon ein halbes Jahr vorher weiß, wer die kommenden Präsidentschaftswahlen gewinnen wird. Aber es hatte irgendwie auch schon wieder etwas tröstliches, dass Russen und Deutsche zusammen über diese politische Farce lachen konnten. Wir verstehen uns.

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